heute, an deinem Ehrentag, hast du sicher schon von vielen Leuten gute Wünsche bekommen und Anerkennung über das gehört, was du bisher alles prima gemacht hast. Ich habe mir überlegt, ob ich bei dieser Gelegenheit nicht doch etwas aus dem Nähkästchen plaudern sollte. Denn, eines gilt unbestritten: Von allen hier Anwesenden kenne ich dich am längsten. Gewissermaßen über 60 Jahre.
Als der Walter Markert zur Taufe deines Cousins Gerd im Januar 1942 Heimaturlaub bekam, war deine Mutter anschließend irgendwie verändert. Bald merkte ich, trotz meiner erst sechs Jahre, daß sich in unserer Familie bald etwas verändern wird.
Es war Anfang September. Unsere Mutter hatte gerade Birnen gegessen, und sie glaubte, daß diese ihr nicht bekommen wären, aber es waren nicht die Birnen, sondern ein kleiner Junge, der ans Licht wollte.
Den fehlenden Vater ersetzte in den ersten Jahren der Großvater, der natürlich sehr stolz war, nun drei Enkelsöhne zu haben. Von deinen ersten Lebensjahren hast du einen großen teil im Keller verbracht. Erst wegen Luftalarm, dann wegen des Beschusses durch die Artillerie. Dort hast du auch die erste Probe deiner Musikalität abgegeben: Bum, bum bum, bum.
Doch deine Familie hatte an anderes zu denken, als sich um die, in dir schlummernden Talente zu kümmern. Das änderte sich aber schlagartig, als Ende 1945 der Walter Markert aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause kehrte. Er merkte, daß du von ihm die Musikalität geerbt hast, und er wollte, daß diese auch so früh wie möglich gefördert wird. Den ersten Unterricht gab dir Maxe Wendler auf unserm Harmonium. Das ging ganz gut und ich konnte nicht verstehen, warum dieses Instrument ungeeignet sein sollte, und ein Klavier besser wäre. Beide hatten doch schwarze und weise Tasten. Na gut, das Klavier hatte 24 mehr, aber die an den Rändern wurden doch beim Spielen so wie so kaum benutzt.
Irgendwann wurde dann doch im Familienrat entschieden, daß du Akkordeon lernen solltest. Ich konnte aber damals nicht begreifen, warum du dafür unbedingt ein so großes Instrument haben mußt, daß du kaum tragen, geschweige denn es mit der Straßenbahn bis in die Musikschule transportieren konntest. Wir hatten doch eine Harmonika, auf der du ganz gut spielen konntest. Daß die bei Zug und Druck auf der gleichen Taste andere Töne spielte, hatte dich bisher nie gestört. Und wie viele schöne Geschenke haben wir uns damit an Fasching erbettelt.
Ich könnte noch so vieles erzählen, aber dafür haben wir hier gar nicht die Zeit. Deshalb kam mir die Idee, doch einmal in Vaters Bildertkiste zu kramen. Und siehe da, ich habe mehr Bilder gefunden, als ich in diesem Album unterbringen konnte.
Begonnen habe ich mit den Großeltern, denn der Markert Schneider hat zwar in Altendorf seine Brötchen mit Nadel und Faden verdient, er soll aber ein guter Klavierspieler gewesen sein, der sich bei seinen Gesangsvorträgen auch gut selbst auf der Gitarre begleiten konnte. Und dein Urgroßvater, der Markert Heinrich soll in Kappel mit seinem Gesang ganze Gesellschaften in Stimmung gebracht haben.
Lieber Roland, das Ende deines Berufslebens ist in greifbare Nähe gerückt. Ich wünsche dir, daß du gesund bleibst, damit die frei werdende Zeit für deine große Familie einsetzen kannst und mit deinem Talent noch viele schöne Ziele angehen kannst, die du dir dann aber selbst aussuchen kannst und dir andere nicht mehr vorgeben.
Die Männer des Chores wollen ihre Gedanken jetzt in einen Lied ausdrücken.
Zu singen nach „Ännchen von Tharau“
Roland, der kehrte nach Chemnitz zurück
Fürn Männerchor da ist dieses ein Glück.
Denn er singt immer dort, wo er gebraucht
Mit Leichtigkeit, wenn der Schädel uns raucht.
Bleib schön gesund und behalt den Humor
Das wünschen wir dir von unserem Chor