40 Jahre Männertagswanderungen in Schönau

Irgendwann Anfang 1965 fassten vier Schönauer Männer nach dem Chor den Entschluss, die Himmelfahrtspartien neu zu beleben. Ob wir da schon wussten, dass Pfarrer Knorr bereits am Himmelfahrtstag 1936 mit einer großen Anzahl Schönauer Männern nach Wittenberg gefahren war, das ist eher unwahrscheinlich.

Diese „Gründerväter“ waren: Jürgen Gerick, Werner Großer, Eberhardt Kehrer und Manfred Markert. Dazu gesellten sich noch die beiden „Nichtsänger“ Wolfgang Resch und Detlef Weigert.

Wir fuhren mit der Straßenbahn bis zur Endstelle in Altchemnitz und wanderten über Erfenschlag nach Einsiedel. Dann ging es weiter über den Goldenen Hahn, durch das Sternmühlental, bis zur Augustusburg. Von Erdmannsdorf fuhren wir mit dem Zug wieder nach Schönau zurück. Das waren doch etliche Kilometer. Aber erstens waren wir noch jung und in den 60er Jahren war man das Laufen noch gewöhnt Seit dieser, unser ersten Wanderung, begleitet uns ein kleiner Handwagen. Später musste daran noch eine Birke befestigt werden, Das ist inzwischen Kult geworden!

Himmelfahrt 1966 fuhren wir mit den Rädern zu den Greifensteinen. Dass dort oft regnet. Seitdem wissen wir es! Wir wurden so eingeweicht, dass uns nichts anderes übrig blieb, als in einer Gaststätte so lange Skat zu spielen, bis der Regen aufhörte und wir wieder trocken waren. Seitdem sind wir lieber Schusters Rappen“ treu geblieben.

Unsere Touren mussten wir damals nicht planen, denn mit dem Nahverkehr kam man preiswert fast überall hin, und er fuhr regelmäßig. Außerdem konnte man damals noch angenehm auf Straßen laufen. Sogar auf Autobahnen war es noch relativ „gefahrlos“ möglich. Aus den entgegenkommenden Fahrzeugen winkte man uns freundlich zu. Nur zufällig vorbei kommende Polizisten fanden unser Verhalten nicht richtig, Aber die Verfolgung haben sie sehr schnell aufgegeben, denn wir haben uns, taktisch klug, in kleine Gruppen aufgelöst und sind in verschiedene Richtungen in den Wald gelaufen. Allerdings brauchten wir doch einige Zeit, um uns wieder zusammenzufinden.

Bei unserer Wanderung 1977 haben wir in Einsiedel der damaligen Braut und heutigen Frau von Reinhard Fichte ein Ständchen gesungen. Man merkte, dass sie davon sichtlich berührt war. Auch moderne Frauen verschließen sich doch nicht ganz der Romantik. Manchmal sind wir auch losgelaufen und haben unterwegs einen Plan gefasst. So zum Beispiel 1980 , als wir von der Tannmühle kommend, in Wüstenbrand den Plan fassten, dass wir doch den Kantor Stips in Hohnstein besuchen könnten. Er leitete damals gerade seit einem Jahr unseren Chor. Wir haben seine Wohnung dann doch tatsächlich gefunden. Dass die gerade renoviert wurde, hat uns nicht weiter gestört. Seiner Frau aber schien unser Besuch nicht wirklich angenehm zu sein, als sie vom Dienst aus dem Krankenhaus kam. Als Kompromiss hat Kantor Stips mit ihr ausgehandelt, dass er mit uns noch eine Zeit in eine Gaststätte gehen darf.

Erfreulicherweise haben sich uns in den vergangenen Jahren immer mehr Männer angeschlossen. Zuerst waren es unsere Söhne, dann deren und unsere Freunde. Auch meine Enkelsöhne finden unsere Unternehmungen cool. Ein Enkel soll zu seinem Vater gesagt haben: „Wandern ist langweilig, aber mit Opas Kumpels macht es Spaß.“

Auch unsere Frauen finden unsere „Wanderungen“ gut. Auch hier wieder ein Zitat. Als ich einen „Wanderfreund“ fragte, ob er mitgehen würde, meinte er: „Na klar, wenn ich nicht mitgehe, fragt mich meine Frau besorgt: Habt ihr euch gestritten?“

Was hat sich in diesen 40 Jahren verändert? Heute müssen wir die Touren vorher planen, denn auf Straßen kann man nur eingeschränkt wandern, Der Nahverkehr ist sehr ausgedünnt. Viele Linien fahren an Feiertagen überhaupt nicht und abseits der Touristenströme fehlen auch die vielen kleinen Dorfkneipen.

Aber da springen unsere Frauen ein und stellen gern einen guten Cateringservice auf die Beine.

Post an Manfred